Anhängerkupplung am Wohnmobil nachrüsten

Eine Anhängerkupplung am Wohnmobil nachrüsten gehört zu den meisten favorisierten Umbauten. Wohnmobile – insbesondere die beliebten Kastenwagen – werden in der Regel ohne Anhängerkupplung bestellt. Viele Nutzer erkennen jedoch sehr bald den zusätzlichen Nutzen, weshalb sie das Nachrüsten einer Anhängerkupplung in Betracht ziehen. Anhängerkupplungen sind als fertiger Nachrüstsatz erhältlich, wobei es dabei unterschiedliche Ausführungen gibt. Für den Einbau wird keine Garage oder Hebebühne benötigt – er kann ohne Probleme auch auf einen ruhigen Stellplatz oder einen Parkplatz durchgeführt werden.

Das Nachrüsten einer Anhängerkupplung am Wohnmobil ist mit etwas Geschick ohne Weiteres selbst durchführbar. Eine solche nachrüstbare Anhängerkupplung wird als kompletter Anbausatz inklusive passenden Kabelsatz geliefert. Der Kabelsatz wird für die Steuerung der Rückleuchten an einen Anhänger oder Fahrrad Träger benötigt. Die üblichen Basisfahrzeuge (Fiat Ducato, Citroen Jumper und Peugot Boxer) sind bereits ab Werk für die Aufnahme einer Anhängerkupplung vorbereitet. Der jeweils fahrzeugspezifische Anbausatz verfügt über die dazu passenden Bohrungen und muss dann nur noch angeschraubt werden. Der enthaltene Kabelsatz wird dann einfach an die Rückleuchten angeschlossen. Die Anbausätze enthalten in der Regel ein Teilgutachten und eine Abnahme durch einen TÜV ist hier nicht mehr notwendig.

Auswahl der richtigen Anhängerkupplung

Bei der Bestellung eines Anbausatzes sind zwei Dinge zu beachten. Zum Einen der richtige Typ des Wohnmobils. Beim Kastenwagen ist hier vor allem die Länge wichtig – davon hängen die zu verschraubenden Anbauteile und deren Bohrlöcher ab. Außerdem empfehle ich unbedingt die Auswahl eines Anbausatzes mit einem fahrzeugspezifischen Kabelsatz. Ein solcher Kabelsatz ist für den direkten Anschluss an das jeweilige Fahrzeug vor konfiguriert. Einstecken und fertig. Bei einem universellen Kabelsatz müssen die richtigen Drähte im Kabelbaum des Fahrzeugs selbst gefunden und der mitgelieferte Kabelbaum damit per Anschlussklemmen selbst angeschlossen werden. Und das ganze dann ohne Garantie, das es wirklich funktioniert. Ich würde also davon abraten und lieber den etwas teureren Anbausatz mit den passenden Steckverbindungen bevorzugen.

Vorbereitungen zum Anbau der Anhängerkupplung am Wohnmobil

Die Liste für das benötigte Werkzeug zum Anbau der Anhängerkupplung am Wohnmobil ist relativ übersichtlich. Absolut wichtig ist der Drehmomentschlüssel zum Festziehen der beiliegenden Schrauben. Das jeweils erforderliche Drehmoment wird der beiliegenden Anleitung entnommen.

  • Drehmomentschlüssel mit langen Hebel (11 – 400 Nm, Abhängig vom beiliegenden Schraubensatz)
  • An den Drehmomentschlüssel passende Nüsse für M6 – M16 (Abhängig vom beiliegenden Schraubensatz)
  • Kleiner Nusskasten mit TORX Einsätzen (für die Demontage der Stoßstange)
  • 17’er Maulschlüssel zum Ausbau der Rückleuchten
  • Mittlerer Hammer (falls doch einmal etwas klemmt)

Im Bild oben sind die beiden Hauptbestandteile eines solchen Anbausatzes zu sehen. Links die zu verschraubenden Anbauteile und im rechten Bild der mitgelieferte Kabelsatz mit dem Steuergerät.

Für den Einbau sollte man auf jeden Fall einen kompletten Nachmittag einplanen. Als Erstes erfolgt die Abdeckung der hinteren Stoßstange entfernt. Diese ist oben (von vorn sichtbar) mit 4 Torx Schrauben und am linken und rechten Ende von unten mit jeweils einer Torx Schraube befestigt. Anschließend kann die Abdeckung einfach abgenommen werden. Damit wird die darunter liegende (hier bereits reichlich verschmutzte) Stoßstange sichtbar. Diese nun ebenfalls einfach abschrauben (4 x). Die Stoßstange benötigen wir nicht mehr – ganz im Gegensatz zu der Abdeckung welche am Ende wieder zum Einsatz kommt. Also die Schrauben gut aufheben.

Einbau einer Anhängerkupplung am Wohnmobil

Im nächsten Schritt habe ich den Kabelbaum eingesetzt. Die Reihenfolge des Einbau von dem Kabelbaum und der Halterung für die Anhängerkupplung ist im Grunde genommen egal. Ich habe mich nur deshalb zuerst für den Kabelbaum entschieden, weil ich vor dem Anbau der Halterung unbedingt eine Funktionsprüfung der Elektrik vornehmen wollte. Im Falle einer nicht mehr funktionierenden Blinkanlage hätte ich dann den Anbausatz im unbenutzten Zustand noch zurückgeben können. Im Nachhinein hat sich diese Vorsichtsmaßnahme als unbegründet erwiesen – alles hat auf Anhieb gepasst und funktioniert.

Einbau des Kabelsatzes für die Anhängerkupplung

Der Kabelsatz war in meinen Fall so ausgelegt, das er mithilfe der daran verbauten Stecker einfach zwischen die Steckverbindung des Fahrzeug Kabelbaumes und den Steckern der Rückleuchten eingebaut werden kann. Dazu müssen allerdings die Rückleuchten abgenommen werden. Die Verschraubungen der Rückleuchten sind beim Kastenwagen rein theoretisch von innen erreichbar – in der Praxis sind sie allerdings vom Möbelbau verdeckt. Nach dem Entfernen der Verkleidungen der hinteren Eckholme wird unter der Armaflex Isolierung der Eingriff in den Eckholm sichtbar. Jetzt in den Eckholm nach unten greifen und die beiden Mutterbolzen ertasten. Zum Abdrehen der Mutterbolzen benötigt ihr einen 17’er Maulschlüssel. Tipp: Damit der Maulschlüssel nicht aus Versehen nach unten fällt, kann er mit einer Schnur gesichert werden. Anschließend kann die Rückleuchte einfach nach hinten abgezogen werden (mittleres Bild). Hier sind auch die beiden Gewindestifte zu sehen, an denen die Mutterbolzen wieder aufgedreht sind.

Die Stecker an den Rückleuchten können einfach abgezogen werden, sie sind lediglich mit einer kleinen Nase gesichert. Im rechten Bild wurde der Kabelbaum der Anhängerkupplung mit seinen beiden Steckern bereits mit zwischen dem Fahrzeug Kabelbaum und der Rückleuchte eingesetzt. Der Kabelstrang wird abschließend durch den Eckholm nach unten und durch die dort vorhandene Öffnung nach außen geführt. Das ist in dem ersten Bild (Abnehmen der Stoßstangen Abdeckung) gut zu sehen. Das beiliegende Steuergerät habe ich im linken Eckholm verbaut – die vorkonfigurierten Kabellängen lassen praktisch keinen anderen Einbauplatz zu. An das andere Ende des Kabelbaumes wird der Stecker für den Anhänger oder Fahrrad Träger angebaut. Die genaue Belegung der Pins ist in der beiliegenden Anleitung genau beschrieben.

Der Kabelsatz benötigt zusätzlich noch einen Anschluss an Masse. Der dazu vorgesehene Draht ist – zumindest bei hochwertigen Kabelsätzen – mit einer Öse versehen. An der Karosserie sind an verschiedenen Abschlusspunkte mit einem Gewinde für eine dauerhafte Verbindung mit Masse vorhanden. Einen der Anschlusspunkte findet ihr in dem Hohlraum der Hecksäule in der Nähe der Rückleuchten. Hier könnt ihr den dafür vorgesehenen Draht bedenkenlos mit anschließen.

Anschluss des Steuergerätes an die Batterie

Falls der Kabelsatz ein eigenes Steuergerät hat (das ist in der Regel der Fall), dann muss dieses mit der beiliegenden Sicherung direkt an die Batterie (+ Pol) angeschlossen werden. Dazu habe ich das Kabel (wird in ausreichender Länge mitgeliefert) am Unterboden entlang in einem Wellrohr (geschlitzte Ausführung) nach vorne bis zum Batteriekasten gelegt. Dazu wird es mit Kabelbindern an bereits vorhandenen Leitungen befestigt. Aber Achtung – das Kabel darf auf keinen Fall an der Bremsleitung befestigt werden – das führt auf jeden Fall zu einer Ablehnung beim TÜV. Der Batteriekasten hat am oberen Rand mittig eine kleine Öffnung. Hier kann das Kabel nach innen durchgeführt und direkt an eine der Schellen mit + angeschlossen werden.

Anbau des Kupplungsträger

Für den Einbau des Kupplungsträger und der dazu gehörenden Halterungen ist unbedingt ein Blick in die Anleitung erforderlich. Hier sind (Bild links oben) die dafür erforderlichen Drehmomente beschrieben. Das Lesen der Tabelle dafür erfolgt folgendermaßen: Auf der Y-Achse ist die Länge der Schrauben angegeben (8,8 / 10,9 / 12,9) und auf der X-Achse die Gewindegröße (M6, M8, M10 …) Die dazu in der Tabelle angegeben Drehmomente müssen unbedingt eingehalten werden!

Als Erstes erfolgt der Anbau des Querträgers. In meinen Fall (2016’er Ducato/Jumper 5,40m lang, L2H2) musste nur eine Abdeckfolie für das äußerste Gewinde entfernt werden, das andere lag schon frei. Im rechten Bild ist der bereits angesetzte Querträger zu sehen. Meine Empfehlung: Alle Schrauben vorerst nur lose anziehen. Damit habt ihr noch etwas Spielraum beim Ansetzen und Verschrauben der weiteren Anbauteile. Das Andrehen mit dem vorgeschriebenen Drehmoment habe ich erst am Schluss vorgenommen.

Jetzt kommen die weiteren Anbauteile an die Reihe. Diese dienen primär zur Zugentlastung des bereits montierten Querträgers – die dafür benötigten Bohrlöcher sind in der Regel alle schon an der Karosserie vorhanden. Bei dem silbernen Winkel im Bild rechts unten musste lediglich noch der Gewindeeinsatz in das vorgesehene Loch des Karosserieboden eingesetzt werden – dieser lag dem Schraubensatz bei.

Zum Abschluss erfolgt noch das Ansetzen der Stecker für die Anhänger Beleuchtung (Das Kabel findet seinen Platz innen im Querträger) und der Anbau der Abdeckung. Das Ergebnis seht ihr im Bild links unten. Und nicht vergessen das wirklich alle Schrauben mit dem korrekten Drehmoment angezogen werden.

Nachdem nun alle Teile für die Anhängerkupplung am Wohnmobil montiert sind, erfolgt noch die Montage des Kupplungskopfes. Die hier gewählte Ausführung mit 2-Loch Befestigung ermöglicht eine etwas tiefere Befestigung was die Verwendung eines abklappbaren Fahrradträger ermöglicht.

7 Kommentare

  1. Hallo Uwe,
    Vielen Dank für deine ausführliche Beschreibung zum Einbau einer Anhängerkupplung. Ich kann mich daran gut orientieren und habe den Kupplungsbausatz bereits bestellt. Allerdings weiß ich noch nicht wie ich das Kabel zur Batterie (Dauerpluss) am besten verlegen kann? Es wäre nett, wenn Du mir kurz mitteilen könntest, wo Du es verlegt hast.

    Vielen Dank und schöne Grüße aus Lüneburg

    Michael

    Michael Eggers
    0176-48315142
    M-Eggers@Alice-dsl.net

    1. Hallo Michael,

      ja stimmt – das Steuergerät muss an die Batterie. Den Punkt habe ich eben noch mit eingefügt. Das Kabel dafür habe ich in einen dünnen Wellrohr (geschlitzte Ausführung) am Unterboden entlang bis zum Trittkasten gelegt (immer schön mit Kabelbinder an andere Leitungen anhängen). Aber Achtung – das Kabel darf auf keinen Fall an der Bremsleitung befestigt werden – das führt auf jeden Fall zu einer Ablehnung beim TÜV. Dann bin ich von unten rüber zum Batteriekasten. Der hat am oberen Rand jeweils in der Mitte eine kleine Öffnung. Da bin ich dann durch. Im Fußraum die Abdeckung abnehmen – dann kannst du das schön durchfummeln. Und dann ran an eine der Schellen mit Dauerplus. Aber die Sicherung nicht vergessen 😉
      Bilder von der Durchführung am Batteriekasten füge ich auch noch ein – dauert aber noch einen Moment.

      Viel Spaß beim Bauen,
      Uwe

  2. Toller Bericht. Ich bin gerade auch am Überlegen eine AHK nachzurüsten, bin mir aber noch nicht sicher von welchem Hersteller. Von welcher Firma ist denn die Beschriebene Anhängerkupplung.
    Grüße Moritz

    1. Hi,
      Die hier verwendete AHK ist von Rameder – wo auch der Link dazu verfügbar ist. Dort dann das Fahrzeug ausgesucht und die etwas teurere mit dem Fahrzeugspezifischen Elektrosatz genommen. Letzteres würde ich unbedingt empfehlen da du dann nicht an den Kabelbaum ran musst was schnell in die Hose gehen kann.
      Gruß,
      Uwe

  3. AHK Nachrüstung Citroen Jumper, Fiat Ducato, Peugeot Boxer, 02-2011-x
    Habe eine AHK bei der Fa. Beeken (ahk-preisbrecher.de bestellt).
    Sinnvoll ist eine 4-Loch AHK zu montieren, da 5 cm mehr an “Luft” zwischen Hecktür und Griff der AHK gegeben sind (mögliche Beschädigung an der Hecktür werden vermieden)!
    Laut Einbauplan sollten die Kabel mit vorgefertigten Steckern für die rechten Leuchten über den linken hinteren Holm quer über das Dach an der Bremszusatzleuchte vorbei über den rechten Holm nach unten zur rechten Leuchte geführt werden!

    Trotz professionelem Einzuggerätes (Spule mit Einzugöse) ein Ding der “Unmöglichkeit”! Es ist einfacher die Kabel mit denen der Anhanängersteckdose über die linke untere Gummikappe nach außen, dann entlang der AHK zur rechten Gummikappe, hier hindurch, zur rechten Rückleuchte zu führen!
    Die Überlängen verstaute ich eingerollt auf der linken Seite mit dem “Relais und dem “Modul Trail-tec”bei der linken Leuchte (kleines Fach beim “Globe Scout”!

    Mit freundlichen Grüßen
    Alfred Müller
    aus Freising-Attaching

    1. Die Blinker vom Anhänger werden mit dem Kabelset parallel zum normalen Blinker geschaltet – im Artikel ist auch zu sehen wie der Stecker zwischengeschaltet wird. Blinker und Bremsleuchte geht also immer gleichzeitig mit dem Fahrzeugblinker/Bremsleuchte mit.

      Gruß,
      Uwe

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